Ruhe bewahren – Situation bewerten
Die Welt ist kein ruhiger Ort
Jesus hat seinen Jüngern einen wichtigen Rat mitgegeben.
- Joh 16,33:
Dieses habe ich zu euch geredet, auf dass ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.
Menschen neigen in Notsituationen üblicherweise zu starker Fokussierung. Das ist auch oft hilfreich.
- Beispiel: Wer ein brennendes Gebäude möglichst schnell verlässt, ist demjenigen, der erst prüft, ob die gegriffene Jacke farblich zu Hose passt, klar im Vorteil.
Solche Fokussierung kann aber auch zum Nachteil werden, nämlich wenn man nur noch von einem Problem bis zum nächsten Problem denkt. Als Christ hat man in unserer Gesellschaft ein einigermaßen ruhiges Leben und das kann dazu führen, dass man nur dann nach christlichen Antworten fragt, wenn man aktuell in einer Notsituationen ist. Das ist zwar besser als gar nicht zu fragen, aber es greift trotzdem zu kurz. Jesus redet in der zitierten Stelle vorrangig von Verfolgung, aber der Hinweis auf seinen Frieden ist nicht nur in der Verfolgung gültig, denn diese Welt ist kein Ort des Friedens. Das kann man sich an einigen Beispielen verdeutlichen.
- Jeden Tag sterben Menschen bei Unfällen im Haushalt, im Straßenverkehr oder bei der Arbeit.
- Jeden Tag werden Menschen Opfer von Verbrechen und werden überfallen, beraubt und ermordet.
- Jeden Tag verfolgen Menschen andere Menschen, unterdrücken einander, foltern einander und töten einander.
Unabhängig von der aktuellen Situation, ob man in Not oder Unbeschwertheit ist, soll der Frieden eines Christen in Jesus sein. Der Anker eines Christen ist sein Anrecht an Gottes ewigem Reich. Das ist ein Frieden, den diese Welt nicht bieten kann.
Anwendung
Mit der Ausbreitung von COVID-19 zeigt sich aktuell besonders deutlich, dass weltliche Sicherheit schnell ins Wanken kommen kann. Nach aktuellem Stand kann man zwar festhalten, dass COVID-19 in vielen Fällen einen milden Krankheitsverlauf zeigt. Man darf die aktuelle Aufregung aber zum Anlass nehmen zu fragen, ob man seinen Frieden wirklich in Jesus hat.
Kosten und Schäden
Entscheidungen zu treffen bedeutet oft auch, eine Metrik einzusetzen, um die jeweiligen Optionen zu bewerten. Es mag diejenigen geben, die wie ein Buchhalter exakt bilanzieren und entscheiden und auch diejenigen, die eher aus dem Bauch heraus entscheiden, aber oft finden sich unabhängig davon gemeinsame Grundlagen. Eine dieser Metriken ist die Abschätzung von Kosten und möglichen Schäden. Man setzt also für jede Option ihre Kosten und die möglichen Schäden ins Verhältnis und wählt die Option, bei der beide am ehesten ausgeglichen sind. Einen Sonderfall hat man aber, wenn die Schäden selber zu tragen sind, die Kosten aber bei anderen entstehen. In diesem Fall tendieren viele dazu, die Option zu wählen, die das geringste Risiko beinhaltet, auch wenn die Kosten dafür unverhältnismäßig hoch sind. In dieser Situation sind Regierungen oft, wobei Regierungen hier nicht nur politisch zu verstehen sind. Es sind also auch Firmenleiter, Gemeindeleiter und dergleichen von dieser Situation betroffen. Eine Fehlentscheidung (also der Schaden) wird der Regierung voll angelastet. Die Kosten einer übertrieben risikoarmen Entscheidung trägt aber die Allgemeinheit. Regierungen tendieren daher zu den Optionen, die am wenigsten Risiko bedeuten, auch wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch sind. Als Leiter in irgendeiner Position sollte man also darauf achten, dass man sich nicht vom Streben nach Reputation oder von der Angst vor Kritik leiten lässt, sonst tendiert man zu Entscheidungen, die hohe Kosten und damit geringen Gewinn bedeuten.
Anwendung
Die Entscheidung zur Sicherheit wird Kosten verursachen und damit den Gewinn mindern.
- Beispiel 1: Wenn man Versammlungen absagt, kann man sich auch nicht mehr so leicht gegenseitig ermutigen.
- Beispiel 2: Man kann in der aktuellen Situation leicht Gespräche mit Arbeitskollegen führen und dabei auf Jesus und die Notwendigkeit der Erlösung hinweisen. Diese Gespräche führt man aber nicht, wenn man aus Angst vor Ansteckung alle Kontakte abbricht.
Man darf die Gefahr nicht ignorieren, aber man sollte sich auch nicht von Angst treiben lassen.
Insbesondere sollte man für alle beten, die in Regierungen sind, dass sie ausgewogene Entscheidungen treffen.
Cui bono? – Wer hat den Nutzen?
Es mag auf den ersten Blick komisch klingen, nach dem Nutzen einer Notsituationen zu fragen, aber es ergibt Sinn, wenn man die Frage umdreht. Wer nimmt diejenigen wahr, die durch ihre Arbeit dafür sorgen, dass alles reibungslos funktioniert? Kaum jemand. Damit macht die Frage nach dem Nutzen Sinn. Unkontrollierte Panik nutzt selten jemand. Aber solange man es nicht übertreibt kann man sich in einer Notsituationen als Retter in der Not inszenieren. Auch dabei sind Regierungen typischerweise in der passenden Situation. Das bedeutet nicht, dass sie die Notsituationen auslösen müssen, aber sie können sie mitunter gebrauchen, um ihre Handlungsfähigkeit und Kompetenz zu demonstrieren. Damit erkennt man das Spannungsfeld, in dem eine Regierung in einer Notsituationen ist. Zum einen ist es eine Chance, die eigene Kompetenz sichtbar werden zu lassen. Zum anderen besteht aber auch das Risiko, sich nur darstellen zu wollen. Als Leiter muss man daher beachten, dass man eine Entscheidung nicht trifft, um Beachtung zu finden, sondern weil man sie nach Analyse aller Optionen für die beste hält. Aus christlicher Sicht ist noch zu beachten, dass nur Jesus der Retter in der Not ist. Der Blick auf Menschen, auch wenn sie kompetent zur Lösung des jeweiligen Problems sind, darf nicht den Blick auf Jesus verstellen.
Anwendung
Auch hier sollte man vorrangig dafür beten, dass an allen wichtigen Stellen nur Entscheidungen getroffen werden, die notwendig sind. Als Christ sollte man soweit möglich die Chance nutzen, um auf Jesus hinzuweisen.